Mein Erfahrungsbericht zur MPFL Plastik

Hier erzähle ich dir, wie es dazu gekommen ist, dass ich eine MPFL Plastik an meinem linken Knie durchführen lassen musste. Eine MPFL Plastik ( mediale patellofemorale Ligament Erneuerung ) hilft dabei, die Kniescheibe nach einem Trauma zu stabilisieren. 

Aktualisiert am 18.04.2021

Wie ist es dazu gekommen?

Schon 2018 hab ich mich zum ersten Mal an meinem linken Knie verletzt. Beim Tanzen bin ich ausgerutscht und habe mir meine Patella (Kniescheibe) „ausgerenkt“. Durch das schnelle Hingreifen habe ich sie selbstständig wieder in die ursprüngliche Position zurück geschoben. Es folgten sechs Wochen, in denen ich eine Schiene tragen musste. Auf Krankenstand in dieser Zeit habe ich größtenteils verzichtet, auf das ich heute nicht mehr stolz bin. Aber im Nachhinein ist man ja meist schlauer. Danach hatte ich jedoch die Schmerzen voll im Griff und hab mir wenige Gedanken über meine weitere Kniegesundheit gemacht.

Im Jänner 2020 dann machte ich mich auf nach Mexiko, meine Geburtstagsreise stand an. Fünf Tage vor Heimreise passierte es erneut: Beim Volleyballspielen konnte ich plötzlich nicht mehr auftreten, und ich wusste, dass da wieder etwas kaputt gegangen ist.

Der Weg bis zur OP

Meniskuseinriss und Patellafissur wurden festgestellt. Zusätzlich fanden die Radiologen noch eine Zyste, die mir zunehmend immer mehr Schmerzen bereitete.

Da kurz darauf die Coronakrise begann, war es sehr schwer einen erneuten Termin zu bekommen, da es laut den ärztlichen Aussagen von selbst wieder heilen sollte. Mit weiteren Schmerzen plagte ich mich dann von einem Kniespezialisten zum anderen und bekam dann schlussendlich nach erneuter Schilderung meiner Probleme einen Termin an der Orthopädie, an der ich operiert wurde.

Endlich hatte ich einen Arzt, bei dem ich das Gefühl hatte, ich wäre wirklich gut aufgehoben. Und dieser riet mir zur OP. Somit wurde ich vorgemerkt.

Seit Jänner konnte ich keinen Sport machen, nur Spazierengehen. Vor allem Stop-and-Go Sportarten, wie eben Volleyball es ist, durfte ich nicht ausführen, obwohl mir genau diese Spaß machen (Tanzen ☹  ) Somit bekam ich immer mehr Schmerzen, und einen immer größer werdenden Bauch ?

Der stationäre Aufenthalt

   

Als ich dann endlich aufgenommen wurde am 14.10.2020, war ich schon sehr aufgeregt. Ich hab immer gehofft, dass ich mich nach der OP einfach wieder so bewegen konnte wie ich es gewohnt war. Einen Tag früher aufgenommen zu werden, ist für diese Operationsart klassisch. Ich kam am Operationstag als Erste dran und war gegen Mittag wieder in meinem Zimmer. Das Rauchen machte sich bemerkbar und ich benötigte kurze Zeit nach der OP Sauerstoff.

Mein Knie war in eine Korkschiene gehüllt und ich hatte starke Schmerzen. Gott sei Dank bekam ich ausreichend Schmerzmedikamente. An diesem Tag durfte ich keinesfalls das Bett verlassen, nicht mal zum Toilettengang. Also durfte ich zum ersten Mal selbst eine Leibschüssel fordern, anstatt dabei zu unterstützen.

Einen Tag später dann durfte ich gemeinsam mit der Physiotherapeutin aufstehen. Das linke Bein durfte ich ab diesem Tag Teilbelasten, sprich mit halbem Körpergewicht. Ich musste eine Orthese umschnallen und los ging es, in Richtung WC. Ich konnte es kaum erwarten, wieder eine Toilette von innen zu sehen. Mit Tränen in den Augen ging es zurück ins Bett. Dazu muss ich aber sagen, dass ich seeeehr wehleidig bin und meine Schmerzschwelle echt sehr niedrig ist. Vollgepufft mit Schmerzmedikamenten versuchte ich ab diesem Zeitpunkt so selbstständig zu sein, wie mir möglich war. Die Stützstrümpfe hab ich mir stets alleine angezogen, auch beim Waschen habe ich mir kaum helfen lassen, da ich zu Hause auch alleine klarkommen müsste.

Am 4. Tag nach der Operation habe ich endlich herausgefunden, wie ich mit den Krücken gehen muss, um am wenigsten Schmerzen zu haben und machte mich an einen kleinen Spaziergang über das Krankenhausgelände. Nach ungefähr dreißig Metern verlor ich die Orthese, sie rutschte mir übers Knie an die Wade und ich musste sie erneut fixieren. Am nächsten Tag hab ich diesen kleinen Orthesenzwischenfall an die zuständigen Physiotherapeuten weitergegeben, mir wurde aber versichert, dass mein Modell passen würde.

Ab nach Hause

Montag ging es dann ab nach Hause, eine Woche herumliegen und nichts tun stand am Plan. Mir wurde erst zu Hause bewusst, wie abhängig man von beiden Händen ist. Ein einfaches Glas zu tragen wurde zur Herausforderung. Somit wurde ein kleiner Rucksack mein neuer bester Freund. Essen und Getränke wurden aus verschließbaren Flaschen und Plastikgeschirr mit Deckeln konsumiert. Hatte dies aber recht schnell in mein Leben integriert.

Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass ich mein Bein seit der Operation zu diesem Zeitpunkt nur 30° abwinkeln konnte bzw. durfte. Und das Ganze für 4 Wochen. Somit wurde es auch eine kleine Herausforderung in die Badewanne zu klettern, da ich mein Bein kaum biegen konnte.

Schiene – in die Badewanne klettern – Schiene weg – duschen – trocknen – Schiene rauf – rausklettern – Schiene runter – Hautpflege – Schiene rauf – zur Couch gehen – Schiene runter – Stützstrumpf anziehen – Schiene rauf.                    Ein langwieriges Unterfangen.

Auch zu Hause merkte ich häufig, dass mir die Schiene immer wieder verrutscht und die Patella eine falsche Position einnimmt, was zu weiteren Schmerzen führte.

Zwei Wochen postoperativ war es an der Zeit die Nähte zu entfernen. Ich wurde leider geklammert, was ich im Nachhinein wirklich nie mehr machen lassen würde, da die Narbe wirklich unschön geworden ist. Ich machte mich also ans Entfernen der Klammern. Als Krankenschwester hab ich mir dies natürlich selbst zugetraut und musste mich auf keine Odyssee zu einem Arzt begeben. Ab dem Zeitpunkt der Klammernahtentfernung durfte ich das Bein voll belasten und konnte mit der Thromboseprophylaxe (tägliche Spritze) aufhören.

Sobald die Nähte entfernt waren, konnte ich mit Physiotherapie und Lymphdrainage beginnen. Also ging es zweimal wöchentlich quer durch die Straße zum Bus. Und das Busfahren war eine Herausforderung, da viele Leute leider keine Rücksicht auf Menschen mit Krücken nehmen. Also tu mir bitte den Gefallen, und steh für Menschen, die eindeutig einen Sitzplatz benötigen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf.

Ab Woche vier gings an 60° Beugung und ich konnte schon langsam versuchen „normale“ Schritte zu wagen. Diese normalen Schritte nahmen ab Woche sechs Form an und ich konnte ohne Unterstützung meiner Krücken kurze Strecken zurücklegen.

Endlich wieder Autofahren

Anfang Woche sechs durfte ich erstmals zur Kontrolle ins Krankenhaus und obwohl ich noch zwei Wochen mit 90° Beugung vor mir hatte, durfte ich die Schiene abnehmen und langsam zur vollen Beugung zurückkehren. Mir wurde mitgeteilt, dass ich nun noch zirka sechs Wochen im Krankenstand sein werde, bis ich wieder einen Dienst im Krankenhaus arbeiten könnte. Außerdem bekam ich die Erlaubnis wieder Autozufahren, sobald ich die Beugung von 90° schmerzfrei durchführen konnte. Zwei Tage später saß ich also schon in einem Auto und konnte nun selbstständig zur Physiotherapie fahren.

Derzeit befinde ich mich in Woche acht und es sieht so aus:

♥ Ich kann kurze Strecken bis zwei Kilometer gerade und ohne Krücken gehen. Schmerzfrei

♥ Es ist mir möglich 3 x 10 Kniebeugen bis 60° Beugung durchführen

♥ Wenn ich länger in einer Position verweile, habe ich bei erneuter Bewegung kurzzeitig starke Schmerzen

♥ Ich beginne langsam mit Treppensteigen und schaff es schon in den ersten Stock, jedoch noch unter Schmerzen. Auch das Abwärtsgehen gelingt mir teilweise schon „schön“.

♥ Am Abend pocht und arbeitet das Knie meist stark, dabei hilft mir aber eine Massage und eine Elektrotherapie mittels TENS-Gerät, sowie manchmal ein Schmerzgel.

Nun bin ich gespannt, wie die nächsten Wochen werden. Laut meinem Arzt werde ich wieder Stop and Go Sportarten durchführen können, Backpacken können und auch am Schiff als Krankenschwester arbeiten können. Meine Zweifel liegen derzeit bei meinem Durchhaltevermögen, da es noch ein langer weg ist, bis ein anständiger Muskelaufbau mein Knie zusätzlich unterstützt.

 

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Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen und ich hatte vor ein paar Tagen meine Halbjahreskontrolle im Krankenhaus. Dazu komme ich aber später.

Am 05.01.2021 hatte ich nach 81 Tagen Krankenstand meinen ersten Arbeitstag auf meiner Intensivstation als Krankenschwester. Ich trug keine Schiene, hatte Schmerzmittel parat und konnte mein Bein nach viel Belastung stets hochlagern. Die Schmerzmittel benötigte ich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr, teilweise habe ich bei größerer Anstrengung aber gemerkt, dass mein Knie abends “arbeitet” und manchmal auch anschwillt und habe ab und zu noch gekühlt bzw. eine Schmerzsalbe verwendet. 

Da ich auf einer Intensivstation arbeite, kann es vorkommen, dass ich im Notfall Laufen muss, das war und ist bis heute noch ein großes Problem. Beim Laufen, auch von nur 50m, schmerzt es weiterhin sehr stark. Dabei denke ich aber, dass es der Meniskusschmerz ist, den ich von meinem zweiten Unfall im Januar 2020 kenne. 

Vor ca. zwei Monaten habe ich begonnen, kleine Wanderungen zu unternehmen. Dabei geht’s über Stock und Stein und auch durch Wälder. Während dem Gehen verspüre ich kaum Schmerzen. Abends bzw. am nächsten Morgen merkte ich jedoch, dass das Knie weiterhin arbeitet.

Manchmal verspüre ich abends auch ein Pochen im Knie, dann unterlagere ich es gerne mit einem Polster, um die Gesamtsituation zu entspannen. Bei falschen Bewegungen bin ich trotzdem noch sehr ängstlich, dass wieder etwas passieren könnte. Und siehe da:

Bei der Kontrolle vor ein paar Tagen sah man im MR-Befund, dass das Transplantat auf einer Seite ausgerissen ist, und die Kniescheibe teilweise wieder instabil ist. Da ich immer wieder Schmerzen habe, habe ich die Ruptur selbst anscheinend nicht direkt wahrgenommen. Da auch mein Meniskus weiterhin beleidigt ist, habe ich schon vor rund 2 Wochen mit einer neuen Runde (Runde 3 post-operativ) Physiotherapie begonnen, um meine Muskulatur zu stärken. Leider bin ich alleine teilweise nicht fähig, meine Übungen adäquat auszuführen, das liegt aber eher an meiner gut angezüchteten Faulheit.

Mein Arzt meinte, dass wir es nun bis Ende September konservativ versuchen. Das heißt, dass ich nun den Muskelaufbau noch mehr fokussieren soll und eine Beugung von 90° , so gut es geht, vermeiden soll. In den ersten paar Nächten habe ich also wieder meine Schiene getragen, sodass ich im Schlaf mein Bein nicht stark abwinkle. Wenn ich diese Schiene verwende, habe ich morgens jedoch Probleme, mein Knie gut zu bewegen und habe tagsüber auch Schmerzen. Nun trage ich sie nicht und achte bei Belastung darauf, nicht über die 90° zu beugen und das scheint nun gut für mich zu funktionieren. 

Leider dauert mein Weg sehr lange und ich hoffe, dir ergeht es bei deiner / nach deiner Operation nicht so wie mir.

Ich werde den Beitrag natürlich weiterführen, werde dies aber erst nach einer weiteren klinischen Kontrolle im Oktober machen.

Derzeit ist die OP ein halbes Jahr her und es sieht so aus:

♥ Ich kann Strecken bis zu 3km gehen, und das Knie arbeitet abends nicht. Ab einer Strecke von 3km (max. 8km gegangen) merke ich, dass das Knie noch stark nacharbeitet.

♥ Es ist mir möglich 3 x 15 Kniebeugen bis 90° Beugung durchführen, wobei mir die Kniescheibe selbst dabei immer wieder weh tut.

♥ Wenn ich länger in einer Position verweile, habe ich bei erneuter Bewegung kurzzeitig leichte Schmerzen

♥ Beim Treppensteigen schmerzt es nur noch leicht beim abwärts Gehen, dabei “hopple” ich teilweise noch leicht, um den Schmerz zu übergehen.

♥ Am Abend pocht und arbeitet das Knie immer wieder, dabei hilft mir aber eine Massage und eine Elektrotherapie mittels TENS-Gerät, sowie manchmal ein Schmerzgel.

♥ Ich darf mein Knie nicht über 90° beugen und kann nicht hocken, knien und mich adäquat dehnen.

♥ Ich darf KEINEN Stop-and-Go Sport machen 

♥ Ich darf nicht Laufen, Springen, wo runter hüpfen – es ist auch nicht möglich

“Nun bin ich gespannt, wie die nächsten Wochen werden. Laut meinem Arzt werde ich wieder Stop and Go Sportarten durchführen können, Backpacken können und auch am Schiff als Krankenschwester arbeiten können. Meine Zweifel liegen derzeit bei meinem Durchhaltevermögen, da es noch ein langer weg ist, bis ein anständiger Muskelaufbau mein Knie zusätzlich unterstützt.”

written by Annika

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4 Kommentare

  1. D.

    Hey Annika.
    Wie schaut es mittlerweile bei dir und deinem Knie aus?
    Auch bei mir wurde Ende Januar eine MPFL Plastik gemacht. Ich bin auch Krankenschwester und glaube das ich so schnell erstmal nicht wieder zum arbeiten komme ?

    Antworten
    • Annika

      Liebe D.!
      Ich habe den Beitrag nun endlich erweitert,
      Alles Liebe und gute Genesung
      Annika

      Antworten
  2. H.

    Ich hatte die gleiche OP nur ein paar Wochen später. Wie geht es dir inzwischen damit? Hast du noch Schmerzen und wie sieht es mit Sport aus? Würde mich sehr über deine Erfahrungen freuen 🙂

    Antworten
    • Annika

      Hi! Ich habe den Beitrag nun endlich weitergeschrieben. Falls du mehr Fragen hast, schreib mir doch gerne eine Mail an annykaytion@gmx.net
      Liebe Grüße
      Annika

      Antworten

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